Abfüllung bei Hermann Grumbach, Lieser, Mosel

Abfüllung bei Hermann Grumbach, Lieser, Mosel

5. Juni. Lieser. "Abfüllung Grumbach" steht in meinem Kalender. Der 2019 geerntete Wein muss in die Flasche: zwei Weiße, ein Rosé und der Rote. Ich bin spät dran und jage den alten Skoda über die A1 Richtung Wittlich. Der graue Himmel küsst den grauen Asphalt, auf den Moselbrücken reißen Windböen an der Lenkung. Nach Wochen intensiver Sonneneinstrahlung, die sich wie ein vorgezogener Sommer angefühlt haben, kommt mir das jetzt wie November vor. Hermann Grumbach und sein Team sind schon bei der Arbeit, als ich endlich den Motor abstelle. Im Hof des Weinguts ist eine vollautomatische Abfüllanlage aufgebaut. Flaschen, Korken und selbstverständlich der Wein kommen vom Weingut. Das Einrichten, Bedienen und anschließende Säubern und Abbauen der Maschine macht der Lohnabfüller, dem die Anlage gehört. Die Maschine zieht die gespülten und getrockneten Leerflaschen ins System, befüllt sie vorsichtig und gleichmäßig, verkorkt sie und schiebt sie dann nach hinten raus. Dort nehmen der Rumäne Vasili und ich sie entgegen und stapeln sie in Stahlgitterboxen. Hermann Grumbach fährt die vollen Boxen anschließend in den Keller. Ende der Abfüllung.

"Aura Aestiva", 2019, der Grumbach'sche Rosé aus Spätburgundertrauben - abgefüllt, aber noch ohne Etikett. Jetzt muss er erst mal ruhen. Denn Abfüllen ist vor allem für den Wein anstrengend.

Nach der Abfüllung: zwei Wochen Ruhe

Während Vasili und ich Flaschen stapeln, kümmern sich Hermann Grumbach und sein Sohn Peter um die Koordination der Abläufe: Sie koppeln Schläuche, Filter und Abfüllanlage, stellen sicher, dass die richtigen Flaschen in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Ebenso die passenden Korken. Schließlich müssen nach Beenden der Abfüllung sofort die leeren Tanks gespült werden. Das macht ordentlich Arbeit, denn oft ist der Weinstein an den Innenwänden festgepackt und lässt sich nur mit dynamischen Temperaturwechseln ablösen. Da sich Stahl schneller zusammenzieht und ausdehnt als der Weinstein, platzt bei den Temperaturwechseln der Weinstein von den Innenwänden. Zu guter Letzt werden die nicht ganz voll gewordenen Flaschen, die beim Wechseln der zu füllenden Weine immer anfallen, eingesammelt und kommen zusammen mit heißer Lyoner, Brot und Senf auf den Tisch. Nach der Freude bei der gemeinsamen Arbeit nun der gemeinsame Genuss! Die meisten, die hier mithelfen kennen sich seit Jahrzehnten und freuen sich auf jeden Arbeitsschritt, bei dem das Weingut Unterstützung braucht.

Winzer Hermann Grumbach erläutert die Besonderheiten des Jahrgangs 2019: Durch Trockenperioden und eine kompromisslose Selektion bei der Lese liegt die Erntemenge 2019 deutlich unter der von 2018. Qualitativ schätzt er die Weine aber ähnlich hoch ein wie die Weine des herausragenden Jahrgangs 2018. Stilistische Unterschiede zwischen den beiden Jahrgängen werden vor allem aufgrund des langen Hefelagers des 2019ers zu erkennen sein.

Bis die Weine ernsthaft verkostet werden können, dauert es noch eine Weile. Durch Pumpen und Filtern (beim Weißwein) werden die Weine aufgewirbelt und zeigen wie zum Beispiel der Riesling dominante Fruchtnoten wie etwa Aprikose. Diese aufgeregt wirkenden Düfte waren vor der Füllung nicht da. Aber keine Sorge: Sie beruhigen sich wieder im Verlauf der Lagerung und fügen sich innerhalb von ein paar Wochen ins Geschmacksbild ein. Dann verkosten auch Stefan und ich alle vier Weine: die Rieslinge "Devonschiefer" und "Saxigenum", den Rosé "Aura Aestiva" und den 2019er Spätburgunder "Schwarzlay", um zu entschieden, welche dieser vier Weine wir gerne ins Sortiment nehmen würden.
Hier geht es unterdessen zu den derzeit und hoffentlich auch noch eine Weile lieferbaren Grumbach-Weinen des Ausnahmejahrgangs 2018:
Devonschiefer Riesling, 2018
Spätburgunder Schwarzlay, 2018

Schwarzlay (Spätburgunder, rot), Devonschiefer (Riesling, weiß), Saxigenum der Rosé "Aura Aestiva" der 2019er Lese. Noch nicht etikettiert, dafür handsigniert vom Winzer Hermann Grumbach. Verkosten werden wir voraussichtlich Ende Juni, denn direkt nach dem Füllen kann man dem Wein bei einer Verkostung nicht gerecht werden. Er ist aufgesprudelt und muss in der Flasche erst einmal seine Identität wiederfinden ... das dauert. In den Handel kommen die 2019er noch viel später.
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